Bern, Kursaal

Dreikönigs-Treffen, Kursaal Bern

Dass sich einflussreiche Leute aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft am Dreikönigstag im Berner Kursaal treffen und ihr Glas aufs neue Jahr erheben, hat Tradition. Diesmal strömten rund 450 Personen aus Wirtschaft, Politik und Kultur zum Dreikönigstreffen. Thema: Auftreten als Führungskompetenz.

Ob Sie ein Top‑Manager sind oder als Präsidentin eine Vereinsversammlung leiten, ob sie eine politische Rede halten oder an einem Schützenfest sprechen, ob Sie vor fünf Leuten auftreten oder vor fünfhundert: In den ersten Sekunden werden die Weichen gestellt. Der erste Eindruck, den Sie hinterlassen, entscheidet darüber, ob Sie beim Publikum ankommen oder nicht, ob man Ihnen glaubt oder nicht. Wer die ersten Sekunden verpatzt, hat es schwer, den angerichteten Schaden zu beheben. Sie kennen das Sprichwort »You never get a second chance to make a first impression«. Wer gebückt ans Rednerpult schleicht, hat schon verloren. Auch wer griesgrämig zum Podium stapft, erhält subito die Quittung. Man schaut nicht gern gestressten, unfreundlichen und unnahbaren Menschen ins Gesicht. Je unglücklicher jemand wirkt, desto unglücklicher ist das Publikum mit seinem Auftritt.

Die Art, wie man sich bewegt, sagt mehr aus als viele Worte. Das Publikum bildet sich schon eine Meinung, bevor Sie den Mund aufmachen. Sie können dann noch so gescheit reden: ein am Anfang angerichteter Schaden ist nur schwer zu beheben.

»Wenn die Passion fehlt, fehlt alles«

Wo auch immer Sie auftreten: Putschen Sie sich vorher mental auf. Pumpen Sie Sauerstoff in die Venen. Jetzt ist die Bühne frei für Ihren Auftritt. »Jetzt zeige ich, wer ich bin, was ich kann. Kopf hoch, Vorhang auf.« Jetzt, für eine halbe Stunde oder eine Stunde sind Sie das Alphatier. Wer nicht an den Erfolg seines Auftritts glaubt, wird wohl auch keinen haben. Je überzeugter Sie von sich und ihrem Manuskript sind, desto stärker wirkt sich das auf Ihre Ausstrahlung und Ihre Körperhaltung aus. Aber: Wichtigtuer kommen in Europa nicht gut. Auch bei uns gibt es diese präpotenten, lässig dreinblickenden Manager. Sie wollen nur weiter und höher und stehen ständig unter Strom. Doch solche Ich-ich-ich-Tölpel sind schnell entlarvt. Wenn Sie sich in den Mittelpunkt stellen, tun Sie das diskret, ohne Begleitung von plumpem Eigenlob. Dazu braucht es Fingerspitzengefühl. Eine Prise Understatement ist noch immer das erfolgreichste Mittel, um sich positiv zu profilieren. Leben Sie Ihren Text! Seien Sie stolz auf Ihre Botschaft. Betrachten Sie es als etwas Wertvolles, etwas Einmaliges, das Sie jetzt mit Herzblut und innerem Feuer dem Publikum offerieren. Dann springt der Funke über. 
Kommunikation heißt auch: begeistern. Das Publikum merkt schnell, ob eine Rede nur vorgetragen, abgespult oder tatsächlich empfunden wird. Fehlt dem Redner die Begeisterung, kann auch das Publikum nicht begeistert werden. Oder mit Alberto Moravia: »Wenn die Passion fehlt, fehlt alles. Ohne Leidenschaft ist nichts zu erreichen.«

Kursaal
Beatrice Müller am 6. Januar 2016 im Kursaal Bern